Pressemitteilung

25.02.2019

Weitere 6,4 Millionen Euro für die Förderung von Wissenschaft und Forschung in Berlin

Die Einstein Stiftung Berlin fördert ab sofort mit insgesamt rund 6,4 Millionen Euro neue Personen, Strukturen und Projekte an den Berliner Universitäten. Zu den Geförderten zählen sieben renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Großbritannien, Italien, Norwegen, Spanien und den USA. Sie bauen als Einstein Visiting Fellows eine Forschungsgruppe in Berlin auf oder führen eine bereits bestehende Forschungskooperation fort. Gefördert werden zudem drei Nachwuchsforscherinnen und -forscher, die die Stiftung als Einstein Junior Fellows oder International Postdoctoral Fellows unterstützt. Im Förderprogramm zugunsten der Wissenschaftsfreiheit können zukünftig zehn zusätzliche Forscher gefördert werden; sie erhalten in Berlin vorübergehend eine wissenschaftliche Heimat. Für den Ausbau des Einstein-Zentrums Regenerative Therapien stellt die Einstein Stiftung bis 2023 ebenfalls weitere Mittel zur Verfügung. Neu in der Förderung sind zudem ein Einstein-Forschungsvorhaben und ein Einstein-Zirkel. Die Themen der geförderten Projekte reichen von der Schlaganfallforschung bis zum Wassermanagement, von der Erforschung globalgeschichtlicher und wirtschaftlicher Entwicklung bis zur Suche nach extraterrestrischem Leben.

Im Bereich der Personenförderung unterstützt die Einstein Stiftung zukünftig folgende Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen:

Einstein Visiting Fellows

Bertil Tungodden, Norwegian School of Economics/Humboldt-Universität zu Berlin
Mit Bertil Tungodden ist es der Humboldt-Universität zu Berlin gelungen, einen Spezialisten im Bereich der Verhaltens- und Entwicklungsökonomie für Berlin zu gewinnen. In dem Forschungszweig werden die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen in Entwicklungsländern mit dem Ziel analysiert, ein besseres Verständnis für die effektive Förderung wirtschaftlichen Wachstums zu generieren. Mit der Einbindung Tungoddens baut die Humboldt-Universität eine wichtige strategische Partnerschaft für weitere Forschungskooperationen in diesem Bereich zwischen Berlin und Bergen auf.

Chris Soulsby, University of Aberdeen/Technische Universität Berlin
Mit seinem Expertenwissen in der Isotopenhydrologie und der hydrologischen Modellierung zählt Chris Soulsby zu den international gefragtesten Hydrologen. An der Technischen Universität Berlin wird der mehrfach ausgezeichnete Wissenschaftler im Fachbereich Wasserwirtschaft und Hydrosystemmodellierung die DFG-Forschungsgruppe „Urban Water Interfaces“ unterstützen.

Katrina Forest, University of Wisconsin-Madison/Technische Universität Berlin
Katrina Forest ist Professorin für Bakteriologie, Chemie und Biophysik an der University of Wisconsin-Madison. Mithilfe von Kristallstrukturanalysen, molekularbiologischen und biochemischen Verfahren trägt die Forschung der Mikrobiologin zu einem besseren Verständnis von Fotorezeptoren bei, die vielfältige Funktionen in Mikroorganismen ausüben. In Berlin wird Forest am Exzellenzcluster „Unifying Systems in Catalysis“ die Forschung an lichtgesteuerten Enzymen voranbringen.

Zudem werden die Einstein Visiting Fellowships von Francisco Santos (Universidad de Cantabria, Santander/Freie Universität Berlin), Dimitri Gutas (Yale University, New Haven/Berlin Graduate School Muslim Cultures and Societies), Susan Merill Squier (Pennsylvania State University/Friedrich Schlegel Graduiertenschule) und Vittorio Gallese (Università degli Studi di Parma/Berlin School of Mind and Brain) um jeweils zwei Jahre verlängert.

Einstein Junior Fellow

Martin Lüthe, Freie Universität Berlin
Martin Lüthe, Juniorprofessor für Nordamerikastudien, erhält ein Einstein Junior Fellowship am John-F.-Kennedy-Institut der Freien Universität Berlin. Der Amerikanist setzt sich mit den „Critical Whiteness Studies“ auseinander – einem aus den USA stammenden jungen Forschungszweig im Bereich der Rassismus- und Diskriminierungsforschung, in dem die Konstruktion des Weißseins als normative Kategorie hinterfragt wird. Anhand ausgewählter Fallstudien möchte Lüthe unter anderem aufzeigen, wie sich in der digitalen Gegenwart die Identitätsentwürfe der als „weiß“ (oder „schwarz“) porträtierten Menschen dadurch bedingen und reziprok auf ihr Handeln und Denken auswirken.

Einstein International Postdoctoral Fellows


Léo Botton-Divet, Humboldt-Universität zu Berlin
Das Forschungslabor für Morphologie und Formengeschichte unter der Leitung von John Nyakatura an der Humboldt-Universität zu Berlin wird durch die Mitarbeit des Einstein International Postdoctoral Fellows Léo Botton-Divet gestärkt, der in Paris am Muséum National d’Histoire Naturelle und Centre national de la recherche scientifique in Funktionsmorphologie promoviert hat. Als Teil des DFG-Exzellenzclusters „Bild Wissen Gestaltung“ schafft die wissenschaftliche Nachwuchsgruppe von John Nyakatura eine Brücke zwischen Biologie, Kunst- und Bildgeschichte.

Andreas Riedo, Freie Universität Berlin
Mit dem Schweizer Physiker Andreas Riedo, der mit höchster Auszeichnung im Bereich „Space Research and Planetary Sciences“ an der Universität Bern promovierte, erhält der Fachbereich Physik der Freien Universität Berlin wichtige Verstärkung bei der Suche nach Leben außerhalb der Erde. Riedo wird an der Implementierung einer neuartigen Technologie der Massenspektrometrie arbeiten und damit einen Grundbaustein für die Analyse bestimmter Biomarker in einer planetarischen Simulationskammer legen. Im Mittelpunkt steht die Frage nach der Beschaffenheit und Stabilität bestimmter organischer Moleküle und potentieller Biosignaturen, die auf die Existenz von Leben außerhalb der Erde hinweisen.

Wissenschaftsfreiheit

Die Einstein Stiftung fördert zehn weitere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Syrien und der Türkei, deren wissenschaftliche Freiheit in ihren Heimatländern eingeschränkt ist. Insgesamt werden in der Förderlinie nun 28 Wissenschaftler aus Krisengebieten gefördert, die bis zu zwei Jahre in Berlin eine wissenschaftliche Heimat finden.

Im Bereich Projektförderung unterstützt die Einstein Stiftung zukünftig:

Einstein-Forschungsvorhaben „Role of microRNAs in post-stroke dysregulation and homeostasis of brain-body communication“
Ziel des gemeinsamen Forschungsvorhabens von Andreas Meisel (Charité – Universitätsmedizin Berlin) und Hermona Soreq (Hebrew University of Jerusalem) ist es, die im Körper ablaufenden, molekularen Prozesse während eines Schlaganfalls besser zu verstehen und neue therapeutische Ansätze zu generieren. Die Durchblutungsstörung im Gehirn führt bei einem Drittel der Schlaganfallpatienten zu schweren Schäden, die die Lebensqualität dauerhaft beeinflussen. Knapp ein Drittel der Patienten und Patientinnen verstirbt innerhalb des ersten Jahres. Durch die Hirnschädigung wird eine zweiteilige Immunreaktion hervorgerufen, die sich in einer Entzündung des zentralen Nervensystems bei gleichzeitiger Schwächung des Immunsystems äußert. Die Folge dieser Autoimmunreaktion sind schwerwiegende Infektionen. Die Mediziner erforschen, wie sogenannte „microRNAs“, das heißt spezielle Ribonukleinsäuren, die Signalübertragung des Botenstoffs Acetylcholin im Gehirn steuern, der die beschriebene Immunreaktion reguliert.

Einstein-Zirkel „Global History“

Die im heutigen, globalen Zeitalter allgegenwärtig spürbaren internationalen Vernetzungen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft werfen stetig neue Fragen nach der Bedeutung von Globalisierung für die Menschheit auf. In der Erforschung globaler Entwicklungen nimmt die Disziplin der Geschichtswissen-schaften eine zentrale Rolle ein. Mit dem Einstein-Zirkel „Global History“ möchte das Forschungsteam um die Historiker Sebastian Conrad und Ulrike Freitag (beide Freie Universität Berlin) und Andreas Eckert (Humboldt-Universität zu Berlin) bereits bestehende Kooperationen zwischen beiden Universitäten ausbauen und verstetigen. Ziel ist es, sich Fragen nach den Prozessen und Auswirkungen der anhaltenden Globalisierung aus globalhistorischer Sicht mit gebündelter Expertise zu widmen. 

Zudem wurden im Bereich der Strukturförderung folgende Mittel bewilligt:

Einstein-Zentrum Regenerative Therapien
Für den Ausbau des Einstein-Zentrums Regenerative Therapien (ECRT) im Bereich der Berliner biomedizinischen Forschung hat die Einstein Stiftung für die kommenden fünf Jahre weitere 2,4 Millionen Euro bewilligt. Ziel des Zentrums ist die Verbesserung der Versorgung von Patienten, deren körpereigene Heilungsprozesse beeinträchtigt sind. Dazu gehören unter anderem Menschen mit Immunabwehrschwäche, Diabetiker oder ältere Patienten, die wegen Verletzungen oder Erkrankungen des Bewegungsapparats, des Herzkreislauf- oder Immunsystems behandelt werden müssen. Das ECRT baut auf den bestehenden Strukturen des BIH Centrums für Regenerative Therapien, dem gemeinsamen Translationszentrum der Charité und des Berlin Institute of Health, und der Berlin-Brandenburg Schule für Regenerative Therapien auf und widmet sich insbesondere der Nachwuchsförderung.